Große Investoren bauen ihre Positionen aus, während gleichzeitig neue geopolitische Risiken und technologische Angriffe auf ASMLs Schlüsseltechnologie sichtbar werden. Der Chip-Zulieferer profitiert von starken Zahlen und einem wachsenden Dividendentrend, steht aber strategisch deutlich stärker unter Beobachtung. Im Kern geht es um die Frage, ob ASML seinen Vorsprung in der EUV-Lithografie gegen chinesische Ambitionen verteidigen kann.
Institutionelle kaufen trotz Risiken zu
Aktuelle Meldungen zu Investorenströmen zeigen, dass große Adressen weiter auf ASML setzen. Zwei institutionelle Investoren haben ihre Engagements zuletzt deutlich erhöht und damit ein klares Signal in Richtung langfristiger Überzeugung gesendet.
Thrivent Financial for Lutherans steigerte seine Position im zweiten Quartal um 200,4 %. Der Fonds hält nun 4.650 ASML-Aktien im geschätzten Gegenwert von rund 3,72 Mio. US‑Dollar. Parallel dazu erhöhte Red Door Wealth Management LLC im dritten Quartal seine Beteiligung um 52,7 % auf 5.810 Aktien mit einem Marktwert von etwa 5,63 Mio. US‑Dollar.
Diese deutlichen Aufstockungen erfolgen vor dem Hintergrund solider operativer Daten. Im dritten Quartal übertraf ASML die Erwartungen beim Gewinn je Aktie (EPS) mit 6,41 US‑Dollar gegenüber prognostizierten 6,27 US‑Dollar. Für viele professionelle Anleger ist das ein Hinweis darauf, dass Margenstärke und Nachfrage intakt bleiben – trotz der wachsenden politischen und technologischen Spannungsfelder rund um Halbleitertechnik.
Am Freitag schloss die Aktie bei 898,00 Euro und liegt damit zwar rund 8 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, aber immer noch gut 65 % über dem Zwölfmonatstief – ein Bild, das zu der Mischung aus hoher Bewertung und robustem Momentum passt.
Chinesische EUV-Offensive erhöht den Druck
Parallel zum institutionellen Kaufinteresse geraten ASMLs technologische Festung und Patentvorsprung stärker unter Druck. Neue Berichte verweisen auf chinesische Forschungsprogramme, die gezielt auf die Extreme-Ultraviolet-(EUV)-Technologie abzielen – vielfach als „China’s Manhattan Project“ bezeichnet.
Konkret zeichnen sich drei Risikodimensionen ab:
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- Fortschritte bei Konkurrenztechnologie: Chinesische Forscher in Shenzhen sollen eine funktionsfähige heimische EUV-Maschine getestet haben. Ziel ist, diese Technologie zwischen 2028 und 2030 für die kommerzielle Chipproduktion einzusetzen. Das greift direkt ASMLs bisherige Alleinstellung im EUV-Segment an.
- IP- und Exportkontroll-Risiken: Geheimdienstberichte warnen vor verstärkten Versuchen, bestehende ASML-Systeme zu reverse-engineeren und ältere Anlagen so zu modifizieren, dass sie Exportbeschränkungen umgehen. Das erhöht das Risiko, dass Know-how über informelle Kanäle abfließt.
- Strategische Gegenmaßnahmen: ASML reagiert seinerseits mit technologischer Eskalation nach oben. Das Unternehmen hat die erste kommerzielle High-NA-EUV-Anlage, die Twinscan EXE:5200B, bei Intel installiert. Dieses Werkzeug gilt als zentral für Intels 14A-Prozessknoten und soll den technologischen Abstand zu potenziellen Nachahmern weiter vergrößern.
Damit entsteht ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite baut ASML seine technologische Speerspitze aus, auf der anderen Seite rücken mögliche Wettbewerber aus China zumindest perspektivisch näher. Kurzfristig sind die chinesischen Projekte eher ein strategischer Faktor ab Ende des Jahrzehnts, sie beeinflussen aber schon heute die Wahrnehmung des Risikoprofils.
Analysten, Bewertung und Dividende
Trotz der genannten Risiken bleibt der Analysten-Konsens positiv. Die Experten stufen die Aktie im Schnitt mit „Moderate Buy“ ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 1.171,83 US‑Dollar und damit deutlich über dem zuletzt gemeldeten Schlusskurs von 1.055,97 US‑Dollar. In der Verteilung entfallen 3 Ratings auf „Strong Buy“, 17 auf „Buy“ und 8 auf „Hold“. Das Bild: klare Mehrheitsunterstützung, aber keine reine Euphorie.
Zusätzlich arbeitet ASML an seiner Attraktivität als Dividendenwert. Die vierteljährliche Ausschüttung wurde auf 1,857 US‑Dollar je Aktie angehoben, was einer annualisierten Zahlung von 7,43 US‑Dollar entspricht. Diese Erhöhung wird damit begründet, dass das Unternehmen trotz zunehmender Komplexität in den Lieferketten nach wie vor hohe Margen erzielen kann.
Operativ und aus Sicht der Kapitalrückflüsse an die Aktionäre wirkt das Profil damit gefestigt, während sich das strategische Risiko vor allem auf den mittleren bis längeren Zeithorizont verschiebt.
Fazit: Solide Gegenwart, umkämpfte Zukunft
Die jüngsten Bewegungen zeichnen ein zweigeteiltes Bild: Institutionelle Investoren nutzen Rücksetzer zum Ausbau ihrer Positionen, gestützt von einer leichten Gewinnüberraschung und einer steigenden Dividende. Gleichzeitig wächst der Druck von der technologischen und geopolitischen Seite, vor allem durch Chinas ambitionierte EUV-Programme und die damit verbundenen IP-Risiken.
Kurz- bis mittelfristig stützen Auftragslage, Margenstärke und Analysteneinschätzungen das bullische Lager. Für die Jahre ab etwa 2028 wird entscheidend sein, ob ASML seinen Vorsprung mit High-NA-EUV und weiteren Technologiestufen so ausbaut, dass mögliche chinesische Systeme die Nachfrage und Preissetzungsmacht nicht früher als erwartet spürbar beeinflussen.
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