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Asienmarkt: Politische Spannungen eskalieren

Japan und China stehen vor politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die die asiatischen Märkte belasten. Japans Regierungskoalition verliert Mehrheit, während China trotz Konjunkturschwäche die Zinsen stabil hält.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Japans Regierungskoalition verliert Oberhaus-Mehrheit
  • Chinas Zentralbank belässt Leitzinsen auf Tiefststand
  • Handelsabkommen mit USA zeigt erste Erfolge
  • Politische Risiken belasten Marktaussichten

Die asiatischen Finanzmärkte stehen vor einem heiklen Balanceakt zwischen politischer Unsicherheit und geldpolitischen Weichenstellungen. Japan kämpft nach dem Verlust der Oberhaus-Mehrheit der Regierungskoalition mit drohender Handlungsunfähigkeit, während China trotz schwächelnder Wirtschaft seine Leitzinsen unverändert lässt. Beide Entwicklungen werfen Schatten auf die kommenden Handelsgespräche mit den USA.

Japans politisches Beben erschüttert Märkte

Premierminister Shigeru Ishiba steht nach der Wahlschlappe vom Sonntag massiv unter Druck. Die Regierungskoalition aus LDP und Komeito verlor ihre Mehrheit im Oberhaus und kontrolliert nun beide Parlamentskammern nur noch als Minderheitsregierung. Trotz Ishibas Durchhalteparolen warnen Analysten vor einer Phase der politischen Lähmung.

"Die Situation schwächt Japans Verhandlungsposition erheblich", erklärt Ray Attrill von der National Australia Bank. Besonders brisant: Bis zum 1. August muss Tokyo ein Handelsabkommen mit Washington aushandeln, um drohende 25-Prozent-Zölle abzuwenden.

Der Yen reagierte überraschend mit Gewinnen und stieg auf 148,32 gegen den Dollar. Marktbeobachter führen dies darauf zurück, dass die Wahlniederlage bereits eingepreist war. "Das Schlimmste wurde vermieden", kommentiert Tony Sycamore von IG Australia die Entwicklung.

Chinas Zentralbank hält trotz Wachstumssorgen still

Parallel dazu sendete die chinesische Zentralbank gemischte Signale. Trotz anhaltender Konjunkturschwäche beließ die PBOC ihre Referenzzinssätze unverändert bei historischen Tiefständen. Der einjährige LPR bleibt bei 3,0 Prozent, der fünfjährige bei 3,5 Prozent.

Analysten hatten nach den enttäuschenden BIP-Daten für das zweite Quartal eigentlich weitere Zinssenkungen erwartet. Die Zurückhaltung der Notenbank dürfte mit der verbesserten Handelssituation mit den USA zusammenhängen – beide Länder hatten im Juni eine Entspannung bei Seltene-Erden-Exporten vereinbart.

Handelsabkommen zeigt erste Erfolge

Die Früchte dieser Verständigung werden bereits sichtbar: Chinas Exporte von Seltene-Erden-Magneten in die USA schossen im Juni um 660 Prozent auf 353 Tonnen hoch. Nach monatelangen Lieferengpässen können Autohersteller außerhalb Chinas wieder aufatmen.

Auch Tech-Riese Nvidia profitiert von der Entspannung und plant, seine H20-KI-Chips wieder nach China zu verkaufen. Diese Fortschritte könnten als Blaupause für die bevorstehenden Verhandlungen zwischen Trump und Xi Jinping dienen, die möglicherweise bereits beim APEC-Gipfel im Oktober stattfinden.

Politische Risiken überschatten Ausblick

Doch die politische Gemengelage bleibt explosiv. In Japan könnten die Oppositionsparteien ihre neue Macht nutzen, um weitreichende Steuersenkungen durchzusetzen. Besonders die rechtspopulistische Sanseito fordert sogar eine komplette Abschaffung der Mehrwertsteuer.

Solche Maßnahmen würden Japans ohnehin rekordhohe Staatsverschuldung weiter anschwellen lassen. Bereits jetzt liegt sie bei 250 Prozent der Wirtschaftsleistung. Barclays-Analysten warnen: Eine fünfprozentige Senkung der Mehrwertsteuer könnte die 30-jährigen Anleiherenditen um weitere 15 bis 20 Basispunkte nach oben treiben.

Die Unsicherheit kommt zur Unzeit: Mit dem nahenden Handelsdeadline am 1. August braucht Japan eine handlungsfähige Regierung. Scheitern die Verhandlungen, drohen nicht nur massive Zölle, sondern auch eine Flucht ausländischer Investoren aus japanischen Aktien und dem Yen.

Für die Märkte bedeutet dies: Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die politischen Turbulenzen in beiden Wirtschaftsmächten die fragile Erholung der Region gefährden oder ob geschickte Diplomatie eine Entspannung herbeiführen kann.

Andreas Sommer

Mit über 40 Jahren Erfahrung im Bankwesen und Börsenjournalismus gehöre ich zu den etablierten Analysten im deutschsprachigen Raum. Nach mehr als zehn Jahren als Wertpapierberater bei der Deutschen Bank spezialisierte ich mich seit dem Börsencrash 1987 auf technische Analyse und charttechnische Methoden.

Als ehemaliger Chefredakteur mehrerer Börsenpublikationen entwickelte ich den "Aktienführer Neuer Markt" mit und führe heute einen Börsendienst, der sich auf wachstumsstarke Unternehmen fokussiert. Mein wöchentliches Markt-Barometer analysiert systematisch DAX, Dow Jones, Ölpreis, Währungen und Marktstimmung, um präzise Orientierung zu bieten.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Leser meines Börsendienstes erzielten über zwei Jahrzehnte einen durchschnittlichen Depotzuwachs von +576%. Meine rechtzeitigen Warnungen vor dem Crash 2008 halfen vielen Anlegern, Verluste zu minimieren.

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