Lange Zeit schwebte das Schreckgespenst einer erzwungenen Zerschlagung wie ein Damoklesschwert über dem Google-Mutterkonzern. Doch pünktlich zum Wochenende sendet ausgerechnet die zuständige Richterin im Kartellprozess Signale, die an der Wall Street für Aufatmen sorgen. Ist die größte Gefahr für den Tech-Giganten damit vorerst gebannt oder folgt das böse Erwachen erst 2025?
Richterin äußert Zweifel
Der entscheidende Treibstoff für die jüngste Rally kommt direkt aus dem Gerichtssaal in Virginia. Zum Abschluss der Plädoyers im Prozess um Googles Werbetechnologie äußerte Richterin Leonie Brinkema deutliche Vorbehalte gegenüber der Forderung des US-Justizministeriums (DOJ), das Anzeigengeschäft zwangsweise abzuspalten.
Sie verwies explizit auf die praktischen Hürden einer solchen Zerschlagung, solange ein fast unvermeidliches Berufungsverfahren läuft. Für Marktteilnehmer ist diese Skepsis ein klares Indiz: Das Worst-Case-Szenario – ein sofortiger, erzwungener Verkauf der „Cash Cow“ – wird immer unwahrscheinlicher. Zwar wird das endgültige Urteil erst für Anfang 2025 erwartet, doch die unmittelbare Angst weicht nun vorsichtigem Optimismus.
Rückenwind durch KI und Buffett
Neben der juristischen Entspannung profitiert Alphabet auch von einer Rückbesinnung auf die fundamentalen Stärken. Der Markt preist den erfolgreichen Start des KI-Modells Gemini 3 positiv ein, was die Sorgen lindert, Google könnte im Wettrennen der künstlichen Intelligenz den Anschluss verlieren.
Zusätzlich sorgt ein prominenter Vertrauensbeweis für Stabilität: Der massive Einstieg von Warren Buffetts Berkshire Hathaway mit einer Position von über 4,3 Milliarden Euro wirkt wie ein Qualitätssiegel. Institutionelle Anleger scheinen die „Flucht in Qualität“ anzutreten, was den Kurs am Freitag um über 3,5 % auf ein neues 52-Wochen-Hoch von 260,20 Euro trieb.
CEO macht Kasse
Mitten in die positive Stimmung platzte die Nachricht über Aktienverkäufe durch die Führungsetage. CEO Sundar Pichai veräußerte Anteile im Wert von fast 10 Millionen Dollar. Anleger sollten diese Meldung jedoch nüchtern betrachten:
- Der Verkauf erfolgte über einen automatisierten Handelsplan (Rule 10b5-1).
- Die Transaktion fand bereits zwei Tage vor der Rally statt.
- Es handelt sich um Routinevorgänge, nicht um eine Reaktion auf den Prozessverlauf.
Das Gesamtbild bleibt somit bullisch. Die Kombination aus richterlicher Zurückhaltung, neuen KI-Produkten und institutionellem Kaufinteresse hat die düsteren Wolken der letzten Monate vorerst vertrieben.
