Adobe steht vor einem Konflikt: Während einige institutionelle Investoren ihre Positionen reduzieren, halten Analysten mehrheitlich am Kaufvotum fest. Der Grund für diese Divergenz liegt in einer Kombination aus strategischen Wachstumsinitiativen und kurzfristigen Bewertungssorgen.
Institutionelle Verkäufe treffen auf Analystenzuversicht
Am Freitag wurde bekannt, dass Canoe Financial LP seinen Bestand an Adobe-Aktien um 40 Prozent reduziert hat. Der Vermögensverwalter trennte sich von 13.252 Anteilen – ein Signal, dass einige Marktteilnehmer die aktuelle Bewertung vor dem Hintergrund eines anhaltend hohen Zinsniveaus kritisch sehen.
Dem gegenüber steht eine klare Empfehlung der Analystengemeinde: Laut TipRanks bewerten 19 Analysten die Aktie mit „Kaufen“, nur vier raten zum Halten und lediglich einer zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwa 460 US-Dollar – was einem Aufwärtspotenzial von rund 30 Prozent entspricht. Die Mehrheit der Experten interpretiert die Korrektur auf das aktuelle Niveau um 350 US-Dollar als Einstiegschance.
Semrush-Übernahme und KI-Partnerschaften im Fokus
Die optimistische Haltung vieler Analysten stützt sich auf zwei zentrale Entwicklungen: Die für 1,9 Milliarden US-Dollar angekündigte Übernahme von Semrush soll in der ersten Jahreshälfte 2026 abgeschlossen werden. Semrushs Stärken in Suchmaschinenoptimierung und „Generative Engine Optimization“ sollen direkt in Adobes Experience Cloud integriert werden und damit das Marketing-Angebot deutlich erweitern.
Parallel dazu baut Adobe sein KI-Ökosystem aus. Die Mobile-Version von Premiere wurde kürzlich mit direkter Integration für YouTube Shorts vorgestellt – ein gezielter Schritt, um Content-Ersteller enger an die Creative Cloud zu binden. Zudem nutzt Adobe neben den eigenen Firefly-Modellen nun auch KI-Technologien von Partnern wie Runway und OpenAI, um die Wettbewerbsposition zu sichern.
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Zahlen sprechen für sich, Bewertung bleibt umstritten
Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025 übertraf Adobe die Erwartungen mit einem Gewinn je Aktie von 5,50 US-Dollar (erwartet: 5,40 US-Dollar) und einem Umsatz von 6,19 Milliarden US-Dollar. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2026 sieht einen Gewinn je Aktie zwischen 23,30 und 23,50 US-Dollar vor – solides Wachstum, das jedoch durch die hohen Investitionen in KI-Infrastruktur relativiert wird.
Die Aktie notiert derzeit näher am 52-Wochen-Tief von 311,58 US-Dollar als am Hoch von 465,70 US-Dollar. Diese Diskrepanz zwischen operativer Stärke und Kursentwicklung erklärt, warum die Analystenfront zuversichtlich bleibt.
Die Marke von 350 US-Dollar wird zur Schlüsselzone: Ein Halten dieses Niveaus könnte den Weg nach oben freimachen, während ein Bruch erneut Druck auf die Aktie ausüben würde. Entscheidend wird die Vorlage der Zahlen für das erste Quartal 2026 im März – dann zeigt sich, ob die KI-Partnerschaften tatsächlich in beschleunigtes wiederkehrendes Umsatzwachstum münden.
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