Startseite » Aktien » Alibaba: Chinas KI-Champion kennt kein Halten mehr

Alibaba: Chinas KI-Champion kennt kein Halten mehr

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

während viele Anleger China noch immer skeptisch beäugen, vollzieht sich im Reich der Mitte eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Alibaba hat sich zum heißesten KI-Investment Chinas entwickelt. Die Aktie hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt und dabei eine Marktkapitalisierung von 250 Milliarden Dollar aufgebaut. Doch das Faszinierendste: Viele Investoren befürchten jetzt, den Zug verpasst zu haben – die Angst, etwas zu verpassen, treibt immer mehr Fondsmanager zum Einstieg.

Die Rückkehr eines Giganten

Der Aufstieg von Alibaba in diesem Jahr ist nichts weniger als spektakulär. Nachdem die Aktie jahrelang unter regulatorischen Eingriffen, internen Umbrüchen und schwächelndem Konsum in China gelitten hatte, schien das Unternehmen seine besten Tage hinter sich zu haben. Das Allzeithoch von 2020 lag in weiter Ferne, Anleger wandten sich ab.

Doch dann kam die künstliche Intelligenz ins Spiel. Mit der KI-Revolution hat Alibaba einen neuen Wachstumstreiber gefunden, der das Unternehmen zurück auf die Landkarte globaler Investoren gebracht hat. Die in den USA gelisteten Aktien haben sich mehr als verdoppelt, während Investoren auf Pekings Vision einer technologischen Eigenständigkeit setzen.

Das Bemerkenswerte dabei: Trotz der Rally notiert Alibaba immer noch mehr als 65 Prozent unter seinem Allzeithoch, während viele amerikanische Tech-Giganten in den vergangenen Monaten neue Höchststände erreicht haben. Diese Diskrepanz weckt bei Fondsmanagern weltweit die Hoffnung auf weiteres Aufwärtspotenzial.

Die KI-Wette zahlt sich aus

Was unterscheidet Alibaba von anderen chinesischen Tech-Unternehmen? Die Antwort liegt in einer einzigartigen Kombination von Faktoren, die das Unternehmen zum idealen KI-Kandidaten machen. Anders als in den USA, wo Investoren zwischen zahlreichen KI-Champions wählen können, gibt es in China nur wenige Unternehmen mit vergleichbaren Voraussetzungen.

Alibaba verfügt über führende Sprachmodelle, Zugang zu KI-Chips, bewährte Erfahrung in der Cloud-Infrastruktur und ein datenreiches Kerngeschäft. Lediglich Tencent und das nicht börsennotierte ByteDance können mit ähnlichen Voraussetzungen aufwarten. Diese Monopolstellung im heimischen Markt macht Alibaba zur ersten Adresse für Investoren, die am chinesischen KI-Boom teilhaben wollen.

Der Erfolg der KI-Strategie zeigt sich bereits in den Zahlen. Alibaba Cloud verzeichnete im jüngsten Quartal einen Umsatzsprung von 26 Prozent und entwickelte sich damit zur am schnellsten wachsenden Geschäftseinheit des Konzerns. Diese Dynamik steht in deutlichem Kontrast zum traditionellen E-Commerce-Geschäft, das unter intensivem Preiswettbewerb leidet.

Investitionsbereitschaft signalisiert Zukunftsfähigkeit

Ein entscheidender Katalysator für Alibaba Aktien ist die Bereitschaft des Unternehmens, massiv in KI zu investieren. CEO Eddie Wu kündigte kürzlich an, das ursprünglich geplante KI-Budget von 53 Milliarden Dollar über die nächsten drei Jahre noch auszuweiten. Auch wenn diese Summe im Vergleich zu den erwarteten 344 Milliarden Dollar der vier großen US-Hyperscaler in diesem Jahr allein bescheiden wirkt, sendet sie ein klares Signal.

Die Märkte haben in den vergangenen Monaten gelernt: Je mehr ein Unternehmen in KI investiert, desto besser. Diese Regel gilt offenbar auch für chinesische Tech-Konzerne. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die Alibabas gemessenen Ansatz hinterfragen. Wenn das Unternehmen globale Kunden bedienen wolle, könnte noch mehr Investitionskapital nötig sein.

Die Bewertung spricht für weiteres Potenzial

Trotz der beeindruckenden Rally seit Jahresbeginn erscheint Alibaba im Vergleich zu westlichen Tech-Giganten weiterhin moderat bewertet. In Hongkong notiert die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 22 basierend auf geschätzten zukünftigen Gewinnen. Das entspricht zwar dem Doppelten des Drei-Jahres-Durchschnitts, liegt aber nur auf dem Niveau des Hang Seng Tech Index.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Alibaba?

Im Vergleich zum Höchststand von 29 beim KGV während der Boomphase und den aktuellen Bewertungen von Amazon oder Microsoft bleibt reichlich Luft nach oben. Kein Analyst würde Alibabas Bewertung derzeit als übertrieben bezeichnen. Genau diese relative Attraktivität macht es globalen Investoren leichter, jetzt einzusteigen.

Die zentrale Frage lautet jedoch: Welche Bewertung verdient Alibaba tatsächlich? Weltweit werfen KI-Aktien mit ihren hohen Bewertungen Fragen auf, insbesondere da die Technologie noch nicht flächendeckend Umsätze generiert. Kann Alibaba diese Skepsis überwinden und seine Bewertungslücke zu westlichen Pendants schließen?

Anleger wetten auf die Zukunft

Die jüngste Entwicklung zeigt deutlich: Investoren beginnen, ihre Meinung zu ändern. Nachdem der DeepSeek-Schock im Januar demonstrierte, dass China in der Lage ist, verwendbare KI-Technologie zu vernünftigen Kosten zu produzieren, wurde Alibaba zum Aushängeschild für KI-Investments im Reich der Mitte.

Besonders einheimische Anleger haben Vertrauen gefasst. Ihr Anteil an Alibaba-Aktien stieg von 8,6 Prozent im August auf 11 Prozent Ende September. Internationale Fonds zeigen sich vorsichtiger, bewegen sich aber ebenfalls. Nach Morgan Stanley-Daten waren ausländische Investoren Ende August noch um 1,3 Prozent gegenüber der Gewichtung im MSCI China Index untergewichtet.

Prominente Fondsmanager wie Cathie Wood haben ihre Haltung bereits geändert. Wood eröffnete im vergangenen Monat erstmals seit vier Jahren wieder Positionen in Alibaba. Dieser Sinneswandel könnte erst der Anfang sein. Fondsmanager erwarten, dass die Untergewichtung sich auflöst und dadurch zusätzliche Kaufkraft freigesetzt wird.

Risiken bleiben bestehen

Bei aller Euphorie dürfen die Herausforderungen nicht übersehen werden. Der brutale Preiskrieg im Bereich Food-Delivery, der die jüngste Rally kurzzeitig unterbrach, bleibt ein Sorgenfaktor. Die anhaltenden Zweifel an der chinesischen Wirtschaft und der verschärfte Wettbewerb belasten weiterhin.

Technische Indikatoren senden Warnsignale. Der 14-Tage-RSI deutet darauf hin, dass die Aktie überkauft sein könnte. Leerverkäufer haben ihre Positionen auf 0,47 Prozent des Streubesitzes erhöht, den höchsten Stand seit kurz nach dem Börsengang 2019. Diese Skepsis zeigt, dass nicht alle Marktteilnehmer von der Fortsetzung der Rally überzeugt sind.

Andererseits empfehlen sämtliche Analysten die Aktie zum Kauf. Options-Händler setzen verstärkt auf weitere Gewinne, die Zahl der ausstehenden Kontrakte erreichte vor der jüngsten monatlichen Fälligkeit ein Rekordhoch.

Fazit: Die Angst, etwas zu verpassen

Alibaba verkörpert derzeit eine faszinierende Investmentthese. Das Unternehmen kombiniert die Wachstumschancen der KI-Revolution mit einer vergleichsweise moderaten Bewertung. Die Tatsache, dass die Aktie trotz Verdopplung immer noch deutlich unter ihrem Allzeithoch notiert, verleiht der Story zusätzliche Anziehungskraft.

Es ist der seltene Fall eines Unternehmens, das nach Jahren der Krise einen glaubwürdigen zweiten Akt schreibt. Die Kombination aus technologischer Führerschaft, strategischen Investitionen und einer Bewertung, die Spielraum lässt, macht die Aktie für Anleger interessant, die bereit sind, auf Chinas KI-Zukunft zu setzen.

Alibaba-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Alibaba-Analyse vom 3. Oktober liefert die Antwort:

Die neusten Alibaba-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Alibaba-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 3. Oktober erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Alibaba: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Carsten Müller

Senior Kapitalmarktanalyst & Finanzpublizist

Expertise: Fundamentalanalyse globaler Kapitalmärkte | Zukunftstechnologien | Strategische Asset-Allokation

Profil

Mit drei Jahrzehnten Kapitalmarkterfahrung gehört Carsten Müller zu den führenden Finanzanalysten im deutschsprachigen Raum. Der Berliner Kapitalmarktexperte verfügt über fundierte Kenntnisse in der Bewertung internationaler Aktien- und Anleihemärkte und hat sich insbesondere auf die Identifikation langfristiger Megatrends spezialisiert.

Seine Analysemethodik basiert auf einem bewährten Zweisäulenmodell: Fundamentale Unternehmensanalyse kombiniert mit präzisen Timing-Strategien. Dieser integrative Ansatz ermöglicht es ihm, strukturelle Wachstumschancen frühzeitig zu identifizieren und optimal zu nutzen.

Berufliche Stationen

Nach seinem Einstieg in die Finanzbranche bei der n-tv Telebörse prägte er maßgeblich die redaktionelle Ausrichtung führender Börsenpublikationen. Als Chefredakteur und Herausgeber verantwortet er heute mehrere Fachpublikationen, darunter den renommierten Börsendienst "Future Money", der sich auf disruptive Technologien und deren Kapitalmarktpotenzial fokussiert.

Schwerpunktthemen

  • Strukturelle Wachstumstrends und Megatrends
  • Technologieaktien und Innovationsführer
  • Zinsentwicklung und Anleihestrategie
  • Portfoliooptimierung für langfristigen Vermögensaufbau
  • KI, Cybersecurity und digitale Transformation

Publikationsformate

Neben seiner analytischen Tätigkeit vermittelt Carsten Müller Kapitalmarktwissen in verschiedenen Formaten. Sein Podcast "Papa, erklär mal Börse" überbrückt generationenübergreifend die Kluft zwischen komplexer Finanztheorie und praktischer Anwendung. Diese Kombination aus tiefgreifender Expertise und verständlicher Kommunikation macht ihn zu einem gefragten Experten für institutionelle und private Anleger.